Ich bin so nicht richtig und mache alles falsch! Ich muss anders werden
Ich bin so nicht richtig und muss anders sein, weil ich so nicht akzeptiert werde-
„Ich muss dir unbedingt jemanden vorstellen!“, sagt Susanne grinsend, als sie Ann-Sophie die Tür öffnet. Oh nein, schießt es Ann-Sophie durch den Kopf. Diesen Gesichtsausdruck kennt sie nur zu gut. Nicht auch das noch!
Ann-Sophie musste sich ohnehin schon ganz schön überwinden, nach ihrem langen und stressigen Arbeitstag zur Geburtstagsfeier von Susannes Mann Peter zu fahren. Klar, es ist Freitagabend, aber der lässt sich doch auch so schön entspannt alleine, ohne viele Menschen und am besten ohne überhaupt andere Menschen auf der Couch verbringen!
Und von Susanne hat sie bei den wuseligen Festivitäten meistens eh nicht so viel. Skeptisch blickt sie Susanne an, deren Grinsen immer breiter wird. Eins ist klar: Susanne will sie mal wieder verkuppeln und Ann-Sophie würde am liebsten wieder rückwärts aus der Haustür laufen und gehen. Als ob Susanne es geahnt hätte, packt sie Ann-Sophie am Arm und zieht sie rein. Hier geblieben, sagt Susanne.
Es ist doch eine Tatsache: Ann-Sophie hat einfach kein Glück mit Männern. Deshalb sind auch Susannes bisherige Versuche, sie zu verkuppeln, natürlich so richtig in die Hose gegangen. Manchmal hat sie das Gefühl, dass Susanne einen richtigen Sport aus dieser Kuppelei macht. Einmal hat sie ihr sogar einen Mann vorgestellt, den Susanne selbst nur kurz im Supermarkt kennengelernt hatte. Ann-Sophie hat es zeitweise sogar vermieden, mit Susanne ins Schwimmbad zu gehen, weil sie befürchtete, dass Susanne ihr Ertrinken vortäuschen könnte, um Ann-Sophie mit dem hübschen Bademeister zu verkuppeln.
Natürlich meint Susanne es nur gut, aber mal ehrlich, was waren das auch immer für Typen! Manchmal hat Ann-Sophie das Gefühl, dass ihr wirklich kein Mann so richtig das Wasser reichen kann. Direkt muss sie an Bernd denken, mit dem sie eigentlich eine schöne Zeit verbracht hatte. Er kam ihr so selbstbewusst und fürsorglich vor und umgarnte sie wirklich meisterhaft – genau das, was sie gesucht hatte. Nur leider ist diese schöne Fassade recht schnell zerfallen, als sie herausfand, dass er seit seiner letzten Trennung wieder so richtig faul im Hotel Mutti wohnte. Noch schlimmer war aber, dass er seine vorherige Freundin einfach nicht loslassen konnte. Sogar ihr Foto hatte er noch als Hintergrund auf seinem Computer! Manchmal, denkt sich Ann-Sophie, ist es schon eigenartig, dass die Alarmglocken nicht viel früher bei mir klingeln, jedesmal falle ich drauf rein und bin blind für ganz offensichtliches und jedes Mal gebe ich mich komplett auf für diesen Mann. Nur noch er ist wichtig, nur noch das, was er will, wird gemacht und ich verbiege mich jedes Mal wieder wie eine Brezel. Aber eigentlich ist es doch egal, ich komme auch alleine sehr gut zurecht und brauche sicherlich keinen Mann, um mich gut zu fühlen!
„Er ist der neue Kollege von meinem Mann“, säuselt ihr Susanne ins Ohr, als die beiden langsam ins Wohnzimmer gehen. „Ganz neu in der Stadt und direkt beliebt bei allen Kollegen! Glaub mir, er ist einfach wie für dich gemacht!“ Bevor Ann-Sophie auch nur irgendetwas erwidern kann, schüttelt sie schon die Hand ihres Zukünftigen. Gut sieht er ja aus, das muss Ann-Sophie zugeben. Dennoch ist die Situation so offensichtlich unangenehm, dass sie fast gar nicht mitbekommt, wie der neue Kollege heißt. Der feste Händedruck ihrer Bekanntschaft lässt sie sofort an Thomas denken, mit dem sie zuletzt versuchte, eine Beziehung zu führen. Ach Thomas, schießt es ihr durch den Kopf. Was mich immer alles an dich erinnert! Thomas war ganz besonders – das dachte Ann-Sophie zumindest. Er war erfolgreicher Unternehmensberater, sportlich, finanziell unabhängig und einfach immer auf Zack. Ann-Sophie hatte sich schon immer einen Mann gewünscht, der wusste, wo er im Leben stand und was er wollte. Doch leider wollte Thomas nicht wirklich Ann-Sophie. Das offenbarte er ihr, nachdem sie einige Wochen wie in der engsten Beziehung Tag und Nacht gemeinsam verbracht hatten und Ann-Sophie nur noch rosa Herzchen sah. Das sei ihm jetzt alles zu ernst, er fühle sich eingeengt, hatte er Ann-Sophie gesagt. Und außerdem erklärt, dass er nicht in der Lage sei, ernsthafte Bindungen einzugehen. Er sei einfach verdorben worden von dieser einen Frau, seiner großen Liebe und da komme keine andere Frau mehr dran. Diese Bindungsunfähigkeit sei bei ihm sogar offiziell diagnostiziert worden. Ann-Sophie kann nicht anders, als auch jetzt noch genervt die Augen zu verdrehen, als sie an diese Aussage von damals denken muss. Was für ein Vollpfosten. Immer gerate ich an die Falschen – die, die ich will und interessant finde, die wollen mich nicht und die, die mich wollen, die will ich nicht. Ann-Sophies Laune verschlechtert sich und sie ist kurz davor, einfach kurz Peter zu gratulieren und dann sofort zu gehen.
Zurück im Hier und Jetzt verbringt Ann-Sophie wider Erwarten einen schönen Abend mit ihrem „Date“ Michael. Bei einigen Gläsern Wein unterhalten sie sich lange und ausführlich. Michael scheint wirklich ein netter Kerl zu sein, der aktuell ganz fleißig dabei ist, sich nach seinem Umzug ein neues Leben aufzubauen. Je mehr er von sich erzählt, desto beeindruckter ist Ann-Sophie von ihm. Obwohl sie ihn erst kurz kennt, fühlt Ann-Sophie sich schon sehr zu Michael hingezogen. Verdammt dieser Wein. Immer wenn Ann-Sophie Wein trinkt wird sie anhänglich und auch leicht erregt und findet Männer ganz automatisch immer besser als sie sind. Oder doch nicht? Überrascht muss sie feststellen, dass schon kleine Funken sprühen, wenn sie ihm etwas tiefer in die Augen guckt. Ja, dieser Michael gefällt ihr.
Und plötzlich ist nur noch Chaos in Ann-Sophies Kopf. Dieser Typ ist doch eigentlich zu toll, um wahr zu sein. Findet der mich wirklich nett?, fragt sie sich. Vielleicht ist das auch alles wieder nur Theater, und bald finde ich wieder heraus, was wirklich in ihm steckt. Wo ist nur der Haken? Was muss ich noch fragen, um dahinter zu kommen. Am besten belasse ich es bei diesem netten Abend, bevor es in ein paar Wochen wieder nur Tränen und Herzschmerz gibt. So gibt es keine Enttäuschung, weder für ihn, noch für mich. Ja, das ist das Beste!, beschließt sie heimlich für sich. Es hat doch eh keinen Zweck und ich habe viel zu viel zu tun und er ja bestimmt auch … Nein es macht einfach keinen Sinn.
Michael lächelt sie an. „Ich muss jetzt leider gehen und muss morgen früh raus“, sagt er. „Aber ich fand den Abend sehr schön mit dir. Wollen wir das bald wiederholen?“
Ann-Sophie hat gar keine Zeit, sich eine entschuldigende Antwort zu überlegen. „Ja, klar!“, sprudelt es einfach so aus ihr heraus. Die beiden tauschen Telefonnummern aus und verabschieden sich. Ann-Sophie ist…irgendwie happy. Auf dem Heimweg lässt sie den Abend und ihre Gedanken noch einmal Revue passieren. Sie denkt darüber nach, wie sie trotz aller Zweifel und Überlegungen, ganz intuitiv beschlossen hat, sich auf dieses neue Abenteuer einzulassen. Und spürt, wie glücklich sie der Gedanke an Sven jetzt schon macht. Ab heute, beschließt sie, vergesse ich diese ganzen alten Männergeschichten und gebe Michael einfach eine Chance. Was kann schon passieren? Das was immer passiert, meldet sich diese gewohnte Miesepeterstimme in ihr zu Wort. Du wirst nur wieder verletzt. Er war zu gut um wahr zu sein. Das wird nichts, du wirst schon sehen. Grrrrr… Ann-Sophie beißt die Zähne zusammen, ich werde es ja sehen, wenn er sich meldet, ich melde mich nicht!, beschließt sie und macht sich fertig fürs Bett.
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